
Entwickelt sich Private Debt Richtung Mainstream?
Private Debt könnte jedenfalls eine attraktive Alternative sein. Einst als Nischeninvestition betrachtet, strömt das Kapital jetzt förmlich in diesen Bereich, und es wird ein stetiges Wachstum für möglich gehalten und das Gesamtvermögen könnte von 48 Milliarden USD Ende 20201 bis Ende 2025 auf schätzungsweise knapp 1,5 Billionen USD ansteigen. Warum entwickelt sich die Anlageklasse plötzlich Richtung Mainstream? Sollten mehr Anleger eine Investition in Erwägung ziehen?
In einem Umfeld, in dem traditionelle Anlageklassen nur sehr wenig Rendite bieten (Anleihen) oder zu Höchstkursen gehandelt werden (Aktien), sorgt Private Debt auf lange Sicht mit großer Regelmäßigkeit für stabile Einkommensströme, Diversifizierung und moderate Ausfälle. Außerdem bietet Private Debt variable statt fester Zinssätze. Das bedeutet, Anleger gehen in erster Linie ein Kredit- und kein Zinsrisiko ein, was in einem Umfeld steigender Zinsen einen wünschenswerten Schutz bieten kann.
Dennoch ist dieser Investmentbereich in der Regel weniger liquide als konventionelle Anlagen, weshalb es entscheidend ist, langfristig zu investieren, so dass potenzielle Anleger einen größeren Anlagehorizont benötigen.
Darüber hinaus werden sich nach der Pandemie wahrscheinlich mehr Unternehmen um Finanzierungen über private Märkte bemühen, da die staatliche Unterstützung zurückgeht. Dadurch ergeben sich neue Anlagechancen, die einige Zeit Bestand haben dürften. Dazu gehören:
- Unternehmen in Sektoren, die der Lockdown hart getroffen hat und deren Geschäftsmodelle nach Ende der Pandemie neu bewertet werden müssen – wie etwa in der Luftfahrt.
- Unternehmen in Sektoren, die zwar stark betroffen sind, aber in Märkten mit soliden Fundamentaldaten operieren, und von denen man erwarten kann, dass sie sich stark erholen, sobald die Wirtschaft wieder vollständig öffnet – zum Beispiel im Tourismus oder der Veranstaltungsbranche.
- Unternehmen in Sektoren, die sich in der Krise als widerstandsfähig erwiesen oder zum Teil sogar von der Pandemie profitiert haben – zum Beispiel im Gesundheitswesen, in der IT und Telekommunikation.
Für Anleger, die in Darlehen investieren, lohnt es sich zu prüfen, welcher Teil der Kapitalstruktur unter Risiko-Ertrags-Gesichtspunkten am attraktivsten ist. Bei Unternehmens- oder Infrastrukturprojekten ist es nicht erforderlich, sich ausschließlich auf vorrangiges Fremdkapital zu konzentrieren. Oft können nachrangige Anleihen attraktive Renditen auf einem Risikoniveau bieten, das auf der Basis des relativen Wertes überzeugt.
Aber auch wenn ein Blick auf der gesamte Kapitalstruktur eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, bleibt es entscheidend, hohe Standards in der Due Diligence beizubehalten, wobei der Schwerpunkt auf dem Risiko liegt, dem ein einzelnes Unternehmen ausgesetzt ist, sowie auf der Stärke der Unternehmensbilanz.
Auch in Bereichen wie Commercial Real Estate ist das Risikoniveau gestiegen. Einige Segmente, etwa Hotels und Real Assets wurden von der Pandemie hart getroffen, andere, wie die Logistik florieren. Darüber hinaus verändert das reflationäre Umfeld die Risikoaussichten, und es ist wichtig, eine Reihe von Geschäftsrisiken zu berücksichtigen – wie beispielsweise die Abhängigkeit eines Unternehmens von Rohstoffpreisen. Auch wenn die Ausfallraten in den letzten zehn Jahren größtenteils auf historischen Tiefständen geblieben sind, bedeutet das schwierigere wirtschaftliche Umfeld, dass es immer wichtiger wird, bestimmte Kriterien wie die bestehende Verschuldung eines Kreditnehmers, seine Wachstumsaussichten und Rentabilität zu überwachen.
Wie in allen Anlagebereichen ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen Investoren unerlässlich, die die besten Kreditnehmer identifizieren und das Kreditrisiko auf einem überschaubaren Niveau halten können.
Ganz gleich, ob es sich um ein Unternehmen, ein Immobilienvermögen oder ein Infrastrukturprojekt handelt, das sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, werden sich Nachhaltigkeitsfaktoren auf die Fähigkeit des Kreditnehmers auswirken, seine Schulden zurückzuzahlen. Daher ist es von größter Bedeutung ein solides Umwelt-, Sozial- und Governanceprofil und eine entsprechende ESG-Strategie zu haben, die integraler Bestandteil der Bewertung eines Kreditnehmers sein sollte.
Geht man noch einen Schritt weiter, ist es möglich, den Nettoumweltbeitrag eines Projekts oder einer Unternehmensstrategie zu messen und diesen mit dem restlichen Anlageuniversum zu vergleichen, um festzustellen, ob die Gesamtwirkung positiv oder negativ ist. Die Analyse der CO2-Emissionen und die Frage, ob es eine Übereinstimmung mit dem Pariser Abkommen gibt, können ebenfalls Faktoren sein. Sie sind zu berücksichtigen, wenn die Qualität einer Investitionsmöglichkeit beurteilt wird, denn die Faktoren können aufzeigen, welche Investitionen ungeeignet sind.
Die Pandemie hat die Zahl der Unternehmen erhöht, die sich an Nichtbanken wenden, um Darlehen zu bekommen, damit sie sowohl die temporären als auch die strukturellen Herausforderungen bewältigen können. Daher sollte das Spektrum der Möglichkeiten zunehmen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Allerdings ist es von entscheidender Bedeutung, die besten Kreditnehmer zu identifizieren und das Kreditrisiko auf einem überschaubaren Niveau zu halten.
Bei BNP Paribas Asset Management untersucht unser erfahrenes Team alle Faktoren, die sich auf die einzelnen Teilsektoren auswirken, um sicherzustellen, dass sie die widerstandsfähigsten Sektoren identifizieren und die qualitativ besten Möglichkeiten aufdecken. Darüber hinaus versuchen sie durch den Einsatz von Nachhaltigkeit als zentrales Instrument bei der Auswahl von Wertpapieren, ungeeignete Anlagen zu vermeiden und die Renditen langfristig zu steigern.